„Du sollst, um dich von den üblichen Reisenden zu unterscheiden, das Erlebte mit dir forttragen und darüber möglichst ohne Vorurteile berichten. Daher ist es wichtig, ein Forschungstagebuch (neben den anderen Aufzeichnungen) zu führen, in das du dir jeden Tag deine Gedanken, Probleme und Freuden der Forschung, aber auch den Ärger bei dieser einträgst. Dies regt zu ehrlichem Nachdenken über dich selbst und deine Forschung an, aber auch zur Selbstkritik.“
Das 6. Gebot in Girtler, R. (2009). 10 Gebote der Feldforschung. Münster: LIT Verlag, S. 4.
Führt ihr ein Forschungstagebuch? Ich habe meins neulich wieder hervorgeholt, nachdem ich die Studierenden in meinem Seminar dazu aufgefordert habe, solch ein Forschungstagebuch zu nutzen. Vielleicht fragt ihr euch, wofür das gut sein soll?
Das Forschungstagebuch hilft dabei
- den Überblick über das Projekt und seine Aufgaben zu behalten
- Gedanken, Ideen und Erkenntnisse festzuhalten
- Schwierigkeiten zu verschriftlichen, um dann Lösungen zu finden
- den Forschungsprozess zu reflektieren.
Als ich mein erstes Forschungstagebuch vollgeschrieben hatte, habe ich es durchgeblättert und gesehen, wie sich mein wissenschaftliches Arbeiten über die Jahre entwickelt hat. Die Ideen, die ich mir auf den verschiedenen Seiten notiert hatten, fand ich inspirierend für die weitere Arbeit.
In ein Forschungstagebuch kann man alles Mögliche schreiben. Hier sind ein paar Beispiele:
- Wissenschaftliches: Literatur, Referate, Berichte usw.
- andere Quellen: Informationen, Medien, Fotos, Gedichte, Gespräche
- eigene (Selbst-)Reflexionen: Ideen, Irritationen, Gedanken, Fragen, Emotionen, Interpretationen, Hypothesen, Erfahrungen usw.
- Persönliches: Träume, Spekulationen, Probleme, Konflikte.
Damit das Forschungstagebuch nicht in Vergessenheit gerät, hilft es, wenn ihr es auf eurem Schreibtisch liegen habt oder dort, wo ihr euch oft aufhaltet und nachdenkt. Ihr könnt euch natürlich auch vornehmen, jeden Tag zu einer bestimmten Zeit etwas rein zu schreiben. Ich habe es im Büro meistens auf dem Schreibtisch liegen und trage z.B. Ideen für Analysen, interessante Texte oder Zukunftspläne/ -wünsche ein. Zwischenzeitlich habe ich zu viele Sachen aufgeschrieben, die ich tun muss. Das hat dann dazu geführt, dass ich das Buch gemieden habe. Diesen Fehler müsst ihr also nicht nachmachen. 😉
Ihr forscht nicht und fühlt euch mit diesem Beitrag nicht angesprochen? Ihr müsst es ja nicht „Forschungstagebuch“ nennen, aber vielleicht wäre ein „Arbeitstagebuch“ oder wie auch immer das Richtige für euch. Dort könnt ihr auch Beobachtungen und Ideen notieren. Wenn z.B. eine Unterrichtsstunde richtig gut gelaufen ist, notiert euch unbedingt was ihr gemacht habt. Wenn euch eine Situation ärgert oder nervt, schreibt es auf und haltet auch mögliche Lösungsansätze fest.
Viel Erfolg mit eurem Forschungstagebuch!