In letzter Zeit habe ich mich mal wieder mit der sogenannten Geistigbehindertenpädagogik beschäftigt und bin dabei auf dieses Buch gestossen, das ich gerne vorstellen möchte.
Die Autorinnen geben im Buch einen Einblick in aktuelle disziplinbezogenen, professionsbezogene und institutionsbezogenen Fragen und Entwicklungen in Kontext der Pädagogik bei zugeschriebener geistiger Behinderung.
Zu den disziplinären Grundlagen im ersten Teil gehören u.a. historische Entwicklungen, ethische und philosophische Grundlagen sowie Forschung im Kontext zugeschriebener geistiger Behinderung.
Im zweiten Teil Professionsentwicklung und Konzepte werden pädagogische Leitkonzepte, Diagnostik und Bildung sowie Förderung, Therapie und Pflege thematisiert.
Unter dem Titel des dritten Teils Lebensbereiche und institutionelle Strukturen geht es nicht nur um Schule, sondern auch Beruf, Wohnen und Freizeit.
Im Anschluss an jeden der drei Teile diskutieren die Autorinnen aktuelle Fragen und Themen und zeigen Spannungsfelder auf. So diskutieren sie z.B. wie ein dekonstruktivistischer Weg in der Pädagogik aussehen könnte und welche Bedeutung die Reflexion der Subjektorientierung von Professionellen hat. Der eigene Bezug lässt sich durch konkrete Reflexionsfragen besonders gut herstellen.
Dieses Buch unterscheidet sich von anderen Büchern im Bereich der Geistigbehindertenpädagogik durch den kritischen Blick. So wird z.B. nicht nur das Grundverständnis von Bildung dargelegt, sondern auch auf das Risiko des Bildungsreduktionismus eingegangen.
Dieses Buch gefällt mir besonders, weil die Autorinnen dem Leser oder der Leserin nicht die Sichtweise einer bestimmten Schule näher bringen wollen, sondern sie fassen verschiedene Sichtweisen zusammen und reflektieren sie kritisch. Wenn sie ihre eigenen Sichtweisen darlegen, dann machen sie dies deutlich.
Schuppener, S., Schlichting, H., Goldbach, A. & Hauser, M. (2021). Pädagogik bei zugeschriebener geistiger Behinderung (Kompendium Behindertenpädagogik). Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.